Eine dürftig bekleidete Kämpferin nutzt den Worf-Effekt, um nach Doppelagenten zu forschen, fehlinterpretierten rhetorischen Fragen auszuweichen und dem Tod wenn schon nicht in die Augen, so doch entgegen zu blicken
Cleene und Fidster hatten die letzte Zeit gute Fortschritte gemacht und sogar einen halben Tag aufgeholt. Gemessen an den sieben Tagen, die sie bereits in Verzug waren, mochte dies nicht viel erscheinen, der Professor war trotzdem froh, dass er in seinem nächsten Bericht etwas Positives zu schreiben haben würden. Und selbst Au war an diesem Abend guter Dinge, denn sie hatte begonnen, die Steckbriefe abzumalen, wobei sie auf einigen zuvor noch herumgekritzelt hatte.
Deswegen kam das plötzliche Klopfen an der Wagentür allen sehr unwillkommen. Inzwischen hatten sie einen gewissen Drill entwickelt, was erledigt werden musste, bevor sie die Tür für unerwartete Besucher öffneten. Der Professor nahm sich ein Gerät, von dem die anderen immer noch nicht wussten, worum es sich handelte, Cleene und Fidster zogen ihre Meißel, bewegten sich zur Seite und verschanzten sich hinter Geräten, deren jeweiliger Wert ihre gemeinsames Jahresgehalt überstieg. Der Professor hatte ihnen noch nicht gesagt, dass sie im Falle, dass eines dieser Geräte ihnen das Leben retten würde, kaum noch Gelegenheit haben würden, sich ihren eigenen Tod zu wünschen.
Da Au in den ersten Sekunden eines Kampfes reichlich nutzlos war, fiel ihr die Aufgabe zu, die Tür zu öffnen, natürlich erst, nachdem sie durch die Tür gerufen und sich so hinter der Tür positioniert hatte, so dass man sie während des Öffnens nicht sehen konnte.
„Wer ist denn da?“ Ihre Stimme überschlug sich ein wenig und Cleene vermutete, dass man draußen hauptsächlich dieses Quieken hören würde. Zu ihrer Überraschung kam jedoch eine Antwort.
„Haartanische Seidenbrigade! Öffnen sie sofort die Tür!“
Es bedurfte keiner größeren geistigen Anstrengung, um darauf zu schließen, dass mehrere Frauen mit buntem Haar vor dem Wagen standen. Genauso wenig, wie es wenig Fantasie bedurfte, um das lüsternes Lächeln des Professors und die immerhin weniger auffällig hochgezogene Augenbraue sowie ein Lächeln auf Fidsters Gesicht zu erklären. Im Gegensatz zu den Gesichtern der beiden Männer spiegelten die von Cleenes und Aus intensive Besorgnis wider, was angesichts des Rufes der Seidenbrigade die eindeutig angemessenere Reaktion war.
Man sollte jedoch die kindische Reaktion des Professor und Fidsters nicht überbewerten, denn ab einem gewissen Testosteronspiegel war sie nur zu verständlich bei dem was sie allen Berichten zu Folge in wenigen Augenblicken sehen würden.
Au, die als einzige jemals Mitglieder dieser Spezialeinheit zu Gesicht bekommen hatte, hielt es für angebracht, die Tür zu öffnen bevor sie noch eingeschlagen wurde. Sie hoffte nur, dass niemand etwas so dummes tat, wie zum Beispiel die Frauen vor der Tür anzugreifen.
„Kommen sie doch bitte herein“; hauchte sie aus ihrem Versteck hinter der Tür.
Zu aller Überraschung trat nur eine einzige Frau herein, eine schwarzhaarige Haartanerin, deren kurzes Kleid die berechtigte Frage aufwarf, warum sie nicht gleich ein T-Shirt angezogen hatte. Es war zwar tatsächlich möglich, ihre Unterwäsche aus einem bestimmten Winkel nicht zu sehen. Dies setzte jedoch voraus, dass sie sich nicht zu schnell bewegte, sich niemals jemandem zuwandte und vor allem jedes Einknicken ihrer Knie vermied. Wer es für eine gute Idee gehalten hatte, diesen weißen Mini-Kimono mit Socken und roten Stoffschuhen zu komplettieren, hatte eindeutig den Sinn von angemessener Kleidung in einer Außenmission nicht verstanden.
Für Au jedoch war dies die Schrecken erregendste Uniform, die sie kannte und sie stand wie jede gute Haartanerin in der Präsenz der Seidenbrigade stramm.
„Sind das alle Mitglieder ihres Teams?“ waren die ersten Worte, die die fremde Haartanerin im Wagen sprach und sie richtete sie an Au.
„Ja, sehr geehrte Onduliererin.“
Die Fremde zog einen Zettel aus einer nahezu unsichtbaren Tasche ihres perfekt anliegenden Kleides. Cleene hätte in diesem Zusammenhang sicher betont, dass ein so eng anliegendes Stück Stoff unmöglich bequem sein konnte und im Kampf behindern musste, woraufhin Fidster zurecht darauf hingewiesen hätte, dass alle Nachteile, die sie durch die Einschränkung ihrer Beweglichkeit erfahren mochte, zumindest im Kampf gegen Männer durch den Blutverlust in der oberen Körperhälfte ihrer Gegner mehr als aufgehoben werden würde.
Die Haartanerin stellte sich breitbeinig in die Mitte des Wagens, die linke Hand in der Hüfte. Mit einer flinken Handbewegung der rechten hielt sie den Zettel vor sich ausgestreckt, der sich daraufhin fast bis auf den Boden auseinanderfaltete.
„Ich bin Mir Nicht von der Haartanischen Seidenbrigade, unterwegs im Auftrag des Rats von Minipli, und ich bin gekommen, um einen Spion in diesem Team zu arrestieren.“
Wäre dieses Kapitel bereits etwas weiter fortgeschritten, wäre dies der geeignete Zeitpunkt, um mit dramatischer Musik und einer seriellen Totale aller Gesichter der Anwesenden in den Cliffhanger der Woche zu gehen, oder zumindest in die Werbepause, um anschließend mit einer Großaufnahme von Mirs Gesicht die Handlung fortzusetzen. Da das Kapitel aber erst begonnen hat, begnügen wir uns mit der dramatischen Musik und einem Blick auf die erstaunten Gesichter der Pylonisten.
Cleene war die erste, die reagierte und man darf bezweifeln, ob sie eine dümmere Reaktion hätte wählen können. Sie stürmte aus ihrem Versteck hervor und rammte die schlanke Gestalt der Agentin mit so viel Wucht, dass sie beide durch die Tür hinaus stolperten und auf dem Feld davor ausrollten. Auch dieses Mal wollen wir den Mantel der Gewaltlosigkeit über das folgende decken und versuchen, das Geschrei und die Schmerzenslaute zu ignorieren.
Als die drei übrigen Mitglieder des Teams endlich heraustraten, war der Kampf bereits vorbei. Cleene lag auf der Erde, die Hände, Beine und eigentlich den ganzen Körper mit einem langen Seil gefesselt, das sogar ausgereicht hatte, um ihr einen Knoten als Knebel in den Mund zu stecken. Unwillkürlich blickte sich Fidster nach ihrem eigenen Vorrat an Seilen um, sah sie aber alle ordentlich verstaut an ihrem Platz liegen. Er zog kurz die Schultern hoch, als er für sich entschied, dass vermutlich eine Tasche der unendlichen Unordnung in das Kleid der Haartanerin eingenäht war. Die Erfinder dieser praktischen Behältnisse hatten sie ursprünglich „Nimmervoller Beutel“ oder „Extradimensionale Tasche“ oder auch „Behältnis des endlosen Raums“ genannt. Sobald jedoch die Lizenzen abgelaufen waren und die ersten Imitate auf den Markt strömten, stellte sich schnell heraus, dass etwas mehr als nur eine Loch in Zeit und Raum dazu gehörten, um einen verwendbaren Aufbewahrungsort zu erhalten. Und so waren bis zum heutigen Tag die meisten dieser kleinen Wunderwerke nützlich, wenn man große Mengen an Rohmaterialen transportieren wollte, aber vollkommen ungeeignet, um ein inventarisiertes Lager anzulegen, vor allem, wenn man schnell auf Bestimmte Gegenstände zugreifen wollte. Außerdem wurden sie von den meisten Menschen gemieden, die regelmäßig damit rechnen mussten auf die eine oder andere Weise angepieckst zu werden. Kaum etwas war unangenehmer, als nach dem Hieb eines Gegners, dem man mit viel Glück entgangen war und der nur die Kleidung gestreift hatte, festzustellen, dass man von einem Loch im Raum in eine Endlose Finsternis gesogen wurde. Es war zwar nur für einen kurzen Augenblick unangenehm, dafür aber umso finaler.
„Dies war vollkommen unprovoziert und daher unnötig“, stellte die Haartanerin endlich fest. Ihre Atmung hatte sich nicht merklich beschleunigt, was die schwer atmende Cleene sehr irritierte.
Der Professor drängte sich an Au und Fidster vorbei. Man merkte ihm an, wie viel Mühe er in seine entspannte Haltung legte und wie sehr er versuchte, seinen Gesichtsausdruck neutral zu halten. Es gelang ihm jedoch, den Gegenstand, den er immer aus der Schublade nahm, besser als seine Gefühle zu verbergen und wenn man es nicht wusste, konnte man die Gesten seiner rechten Hand fast für natürliche Bewegungen halten.
„Wie kommen sie dazu, unsere Cleene zu fesseln?“
„Es erschien mir der sicherste Weg zu sein, sie von weiteren Übergriffen abzuhalten. Und um etwaigen fehlgeleiteten Annahmen vorzubeugen: jeder andere, der sich meinem Auftrag entgegenstellt, wird sich in einer ähnlichen oder schlechteren Position wiederfinden.“
Der Professor schluckte hörbar und setzte sein freundlichstes Lächeln auf, während er mit ausgebreiteten Armen auf die Frau zuging. Sobald er nur noch einen Schritt von ihr entfernt war, bedauerte er jedoch sein forsches Vorgehen, denn die Haartanerin drehte ihm den Arm auf den Rücke und zog ihn zu sich heran, um ihm ein „Ich möchte, dass sie sich auf ihre Stühle setzen“, ins Ohr zu raunen. Dabei wurde der Professor gegen ihren großzügigen Busen gepresst, was Fidster gegen besseres Wissen für einen kleinen Augenblick neidisch machte.
Wenig später saßen sie alle vor dem Wagen auf ihren Klappstühlen. Es war ihnen gelungen, selbst Cleene hinzusetzen, auch wenn es einiger Überzeugungsarbeit bedurft hatte, die Haartanerin dahin zu bringen, die Fesseln so weit zu lockern, dass die Pylonistin in eine sitzende Haltung gebracht werden konnte.
„Wie ich bereits gesagt habe“, wendete sich die Agentin an ihr kleines Publikum, „bin ich im Auftrag des Rats von Minipli hier, um einen Doppelagenten zu finden. Widerstand ist zwecklos, wie sie sicherlich bereits bemerkt haben. Ich werde jetzt ein paar Fragen stellen, um den Verräter zu enttarnen und werde streng gegen Störungen vorgehen. Haben das alle verstanden?“
Selbst Cleene nickte. Fidster hob allerdings vorsichtig die Hand.
„Ja? Ich dachte ich hätte mich klar genug ausgedrückt.“
„Entschuldigen sie bitte, Frau Nicht, aber wie kommen sie darauf, dass unter uns ein Doppelagent sein soll, wenn sie dann wiederum nicht wissen, wer es ist?“
„Magie. Wie sollte man es sonst herausbekommen?“
„Öhm, sie könnten einen Informanten haben. Oder einer ihrer Spione ist auf Dokumente gestoßen. Oder sie haben Nachrichten abgefangen.“
„Ruhe! Das steht jetzt nicht zur Debatte …“ In diesem Moment hob der Professor die Hand und begann sofort zu sprechen.
„Ich finde Fidster bringt da berechtigte Einwände vor. Zumal ein Doppelagent impliziert, dass die gesuchte Person für zwei Seiten spioniert, was bedeuten würde, dass diese Person bereits für die eine oder andere Institution unseres Reiches arbeitet. Und das dürfte nicht so schwierig herauszufinden sein. Immerhin ist ihre Organisation berühmt dafür, dass sie sich jede Information beschaffen kann. Wenn jemand von uns für das ÖfAFödaBI spionieren würde, dann …“ Der Professor stockte, als die Haartanerin auf ihn zu schritt und dabei ein magisches Klebeband aus einer enganliegenden Tasche ihres Kleides hervorzog. Sie riss mit einer geübten Bewegung ein handlanges Stück ab und drückte es auf den Mund des dünnen Mannes.
Au, die die ganze Zeit über mit gesenktem Kopf auf ihrem Stuhl gesessen hatte, schlug unvermittelt die Hände vor den Mund, während Fidster die Lippen zusammenpresste.
„Endlich Stille. Dann beginne ich jetzt mit der Befragung. Da sie bereits alle für das ÖfAFödaBI arbeiten, wissen sie bereits, dass die Seidenbrigade unter anderem als ausführendes Organ des Amtes agiert und ich daher berechtigt bin, auf diese Weise vorzugehen.“ Alle vier nickten, obwohl Fidster sicher war, bisher keinen offiziellen Vermerk dazu gesehen zu haben.
„Wo waren sie am fünften Juli diesen Jahres?“
Keiner antwortete.
„Ich habe eine Frage gestellt.“
Fidster hob erneut die Hand und die Haartanerin sah ihn wutentbrannt an. „Sie brauchen sich nicht zu melden, um eine Frage zu beantworten.“
„Entschuldigen sie bitte noch einmal. Aber welcher war der fünfte?“
„Was soll diese Frage? Der fünfte eben.“
„Nein, ich meine, was für ein Tag war es? Welchen haben wir heute?“
„Das wissen sie nicht? Heute ist der einundzwanzigste. Das bedeutet, er ist sechzehn Tage her!“
Fidster begann an seinen Fingern abzuzählen und dabei leise die Ereignisse der letzten Tag durchzugehen?
„War der Unfall mit dem Noidus Strahlen-Prüfer vor sieben oder acht Tagen?“ fragte Fidster mit einem Grinsen. Eigentlich erwartete er keine Antwort auf die Frage, trotzdem hielt der Professor acht Finger hoch, wobei er etwas beschämt wirkte.
„Ich glaube, der Professor und ich waren bei der Relaisstation, wo ich untersucht wurde. Cleene war in Behandlung im Hauptquartier und Au hat auf den Wagen aufgepasst.“
„Damit scheiden bereits zwei als Verdächtige aus. Dabei hatte ich bei der Reaktion von Frau Cleene fest damit gerechnet, dass sie die Agentin wäre.“
„Oh, damals war natürlich auch noch Simca Rumas mit dabei. Er hat uns gefahren.“
„Simca Rumas? Der berühmte Pylonist? Den können wir wohl ebenfalls ausschließen.“
„Warum?“
„Warum? Was ist das für eine Frage? Er ist bereits so lange im Dienst, dass seine Integrität jenseits allen Zweifels ist.“
„Nur weil jemand lange im Dienst ist, heißt das doch nicht, dass er seine Meinung nicht ändern kann. Sehen sie sich den Professor an, der ändert ständig seine Meinung zu allen möglichen Themen und ist mindestens so alt wie der ‚berühmte Pylonist‘. Ich denke, so zugerichtet, wie Simca ist, könnte er jederzeit seine Ansichten bezüglich seines Arbeitgebers drastisch geändert haben. Und selbst wenn nicht, müssen auf seinem Körper so viele Bezauberungen liegen, dass er vermutlich nicht einmal mehr den Mund aufmachen kann, ohne dass es Wellen in den Strömen der Magie schlagen würde.“
„Was soll das denn heißen? Nur weil jemand lebenserhaltene Magie benötigt, bedeutet das doch noch lange nicht, dass auch sein Verstand betroffen ist.“
„Natürlich bedeutet es das. Sein Körper funktioniert nicht ohne Magie und daher muss auch sein Gehirn mit den ganzen Prothesen in Einklang gebracht werden. Außerdem meine ich das gar nicht. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass bei der vielen Magie ein weiterer Zauber, der ihn versklaven würde, gar nicht mehr auffallen würde.“
„Sie reden wie jemand, der von sich ablenken will, was nicht verwunderlich ist, wenn ich berücksichtige, dass sie ursprünglich mein Hauptverdächtiger waren.“
„Ich? warum?“
„Ihre Biographie wirft einige Fragen auf. Alleine, dass sie niemals ihren vollen Namen nennen, macht sie bereits verdächtig, zumal ich weiß, von wem sie abstammen. Und nun dieses Verhalten. Wer würde schon das Ansehen eines geachteten Mannes in Verruf bringen, nur um sich selbst zu schützen?“
„Da fallen mir mindestens sieben erfolgreiche Fälle ein, bei denen sich die ehrbaren Bürger, die beschuldigt wurden, als nicht ganz so ehrenhaft herausgestellt haben. Eines der neusten Beispiele dafür wäre sicherlich …“
„Genug!“ Und damit bekam auch Fidster einen Klebestreifen verpasst. Mit einer tigerhaften Bewegung wandte sich die Agentin an Au: „Willst du auch noch deinen Senf dazu geben?“
Eigentlich hatte Au das Ganze Prozedere still über sich ergehen lassen wollen. Sie hatten großen Respekt, wenn nicht sogar Angst vor der Seidenbrigade. Ihr ganzes Leben hatte sie in der Gewissheit gelebt, dass diese stolzen und tödlichen Kriegerinnen die Ordnung im Reich aufrecht erhielten und für die Gerechtigkeit einstanden. Ihnen jedoch nicht einmal die Möglichkeit zu lassen, sich zu verteidigen, empfand sie schlicht als ungerecht. Deswegen nickte sie mit hochroten Ohren und setzte zu einer Erwiderung an, als ihr bereits ein Klebestreifen auf dem Mund haftete. Ihre Haare verfärbten sich leicht ins Lilane, Mir Nicht kümmerte sich jedoch nicht darum.
„Wenn sie ein wenig mehr Bereitschaft zeigen würden, mich in meinen Ermittlungen zu unterstützen, könnten wir bereits fertig sein und die ganze Angelegenheit wäre für die übrigen drei erledigt.“ Sie atmete tief durch und ihr Gesicht entspannte sich, so dass man zum ersten Mal erkennen konnte, dass sie eine junge Frau war, die genauso gut in einer H-Pop-Group hätte Singen und Tanzen könnte. (Überraschenderweise waren H-Pop-Bands eine der wenigen Gemeinsamkeiten zwischen Cleene und Fidster, denn beide verabscheuten diesen Auswuchs an zuckersüßer, quietschiger Musikfolter mit heißer Inbrunst, was ihre Sympathien für die Haartanerin nicht gerade steigerte).
Mit der Spannung verließ Mir Nicht auch die Strenge ihres Auftretens und sie wirkte mit einem Mal viel kleiner und weniger bedrohlich.
„Ich hoffe, wir können noch einmal von vorne beginnen. Wir haben vermutlich einfach auf dem falschen Fuß begonnen. Ich will niemandem von ihnen wehtun. Aber ich habe einen Auftrag, den ich ausführen werde. Vor mir sitzen zwei Verdächtige, die als Verräter in Frage kommen. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Herr Fidster meine Zielperson ist.“
Fidster riss die Augen auf und schüttelte den Kopf.
„Ich will jedoch gründlich sein und auch den Professor befragen.“ Sie machte einen Schritt zur Seite und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den dünnen Mann.
„Wir haben bereits festgestellt, dass sie für das ÖfAFödaBI arbeiten, womit wir eine Seite des Doppelagententums abgedeckt haben.“ Sie warf Fidster einen triumphierenden Blick zu. „Dem Rat von Minipli ist auch die zweite Macht bekannt, der einer von ihnen dient. Möchte jemand raten?“ Überraschenderweise blieben alle still.
„Entgegen jeglicher Vernunft, gibt es tatsächlich in diesem Reich Menschen, die sich dem Hexer Zwackelmann verschworen haben. Und ich frage sie: was treibt solche Menschen an?“ Erneut blieb es still, obwohl es offensichtlich war, dass die Pylonisten gerne einiges zu dieser Frage geäußert hätten.
Mir Nicht achtete jedoch nicht auf ihre Gefangenen, sondern verfiel in einen Monolog, etwas wobei ihre Mädchenstimme und ihr tänzerisches Gebaren ihren Worten die Dramatik raubte. Auch dass ihr Auf- und Abgehen eher ein Hüpfen war, trug nicht zu dem Eindruck bei.
„Hunderte, ja tausende sind bei den Katastrophen gestorben, die er verursacht hat. Bis heute weiß niemand, was er wirklich mit seinen Taten bewirken wollte. Noch wissen wir, wohin er verschwunden ist. Jede Leiche die gefunden wird, jede Person, die verschwindet, immer fürchten wir, dass er seine Hände im Spiel hat. Wir wissen nur, dass er Unterstützer besitzt. Aber wer sind sie? Was motiviert sie? Wie viele sind es? Welche Institutionen sind bereits unterwandert? Welche vielleicht schon übernommen? Wir wissen es nicht und Leute wie sie machen uns das Leben unnötig schwer, indem sie nicht auf einander achten. Wenn jeder auf seine Kollegen aufpassen würde und beobachtete, was er zu verbergen versucht, wir könnten die Spione und Verräter bereits ausgerottet haben.“ Endlich blieb sie wieder stehen und sah den Professor an, der demonstrativ eine Platte unter seinem Hintern hervorhob.
„Was ist das?“ Die Agentin schien tatsächlich eine Antwort zu erwarten, denn ihr irritierter Blick wanderte von einem zum anderen. Daher konnte sie nicht verhindern, dass der Professor den Knopf an der Seite der Platte betätigte, obwohl die Bewegung, die er dazu ausführte, unnötig theatralisch war.
Als er jedoch die Platte in ihre Richtung hielt und sich blaue Energiebögen darüber bildeten, entwaffnete sie ihn mit einem Flickflack-Tritt, der den Pylonensamen in die Luft und sie drei Schritte von den sitzenden fort beförderte.
„Damit haben sie sich an die erste Position der Liste der Verdächtigen katapultiert“, stieg die Agentin hervor und alles Mädchenhafte wie auf einen Schlag aus ihrem Gebaren verschwunden. Allerdings bemerkte diesen Umstand keiner der vier sitzenden. Sie blickten stattdessen nach oben, wo der Pylonensamen eine sehr schmale Ellipse beschrieb, seinen Scheitelpunkt erreichte und wieder zu sinken begann.
Vielleicht hätten sie Mir Nicht warnen können, aber vermutlich hätte ihr wildes Winken und herumfuchteln wenig gefruchtet. Denn als die Haartanerin endlich ihre Haltung bemerkte und den Blicken folgte, war es bereits zu spät. Sie hatte gerade noch genug Zeit, ein „Oh Spliss!“ hervorzustoßen, bevor sie vom halbmaterialisierten Pylonen halb durchbohrt und halb zerquetscht wurde.
Mit ihrem Tod lösten sich die Klebebänder von den Mündern, was jedoch für einen langen Moment nicht bemerkt wurde. Au löste sich zuerst aus ihrer Starre und zog ein blutbespritztes Haar vor ihre Augen und schüttelte sich. Als nächstes begann Cleene zu zappeln und Fidster ging mechanisch zu ihr hinüber, um ihre Fesseln zu lösen. Ohne nachzudenken befreite er zuerst ihren Mund, was er, wenn er bei klarem Verstand gewesen wäre, bis zum Ende aufgehoben hätte.
„Wow! Das war phantastisch! Warum haben sie das getan?“
Das waren vielleicht nicht die Worte, die Au und Fidster gewählt hätten, aber wenigstens die Frage war dazu angetan, ihre Gehirne wieder in Gang zu setzen. Sie sahen den Professor mit sehr ernsten Mienen an, was durch das Blut und die heruntertropfenden Fetzen einen erschreckenden Effekt hatte.
Der Professor zog nur entschuldigend die Schultern hoch.
„Ich durfte meine Mission nicht gefährden.“
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