Sauberkeit ist jeder Sucht Anfang, noch vor einer guten Tasse Tee.
Wie aus dem nichts erschien die dicke Frau vor dem Wagen, mitten an einer Stelle, die die drei noch nicht gesäubert hatten. Nach dem ersten matschenden Schritt blickte sie hinunter und ihr Gesicht verzerrte sich. Es war nicht Ekel, was sie zu empfinden schien, sondern ein gewaltiger Zorn, der sich gegen die Welt im Allgemeinen und die überall verteilten Leichenteile im speziellen richtete.
„Wer ist für diesen Saustall verantwortlich!“ brüllte sie mit einer Stimme, die jeden Löwen in Neid hätte erblassen lassen. Au, Cleene und Fidster stellten ihre Arbeit ein und erschreckten, als sie erst in diesem Augenblick bemerkten, dass jemand neues eingetroffen war. Fidster sah sich um, konnte aber kein Vehikel entdecken, mit dem sie eingetroffen sein konnte, was ihn zu der wenig beruhigenden Überlegung veranlasste, dass die Frau entweder mit etwas unsichtbaren und vollkommen geräuschlosem erschienen sein musste oder aber hierher teleportiert war, was in fast allen Reichen des Kontinents verboten war. Zu seiner eigenen Überraschung löste dies jedoch keine übermäßige Reaktion bei ihm aus. Als er sich nach seinen Kollegen umsah zeigten sie ebenfalls wenige Emotionen. Vermutlich war ihr Kapazität für größere Gefühlsregungen an diesem Tag schlicht erschöpft. Erst die Agentin der Seidenbrigade vor ihrer Tür, dann der Kampf und die etwas unglückliche Befragung, die mit dem ausgesprochen blutigen Tod der Frau geendet hatte. Anschließend das Geständnis des Professors. Bereits dort waren ihre Reaktionen verhältnismäßig Mäßig ausgefallen. Was war da schon eine brüllende Magierin, die in den Überresten einer Haartanerin stand?
Nicht eher hatte er seine Gedanken zu Ende geführt, als auch schon der Professor aus dem Wagen hervortrat. Was er dort die letzten zwei Stunden angestellt hatte, würden sie vermutlich nie erfahren, was jedoch nicht verhindert, dass sich Cleene und Fidster einen Blick zuwarfen, mit dem sie sich deutlich zu verstehen gaben, dass das irgendwann Konsequenzen für ihren ehemaligen Chef haben würde. Nur nicht gerade jetzt. Aber irgendwann. Bestimmt.
„Da ist ja der neue Lieblingslakai des großen Grinsens!“ Wie die Frau dort stand, handelte es sich bei dieser Aussage vermutlich um eine freundliche Begrüßung, Die Lautstärke ihrer Stimme hätte jedoch auch einen Wasserfall zum Innehalten veranlasst, um sich über den Sinn seiner Existenz als geräuschvolles Naturschauspiel Gedanken zu machen. Cleene grinste und gebärdete: „Sonderanfertigung der Abteilung für neue Waffen.“ Fidster las zwar aus dem rechten Finger im linken Nasenloch gefolgt von einem Zug des besagten Fingers zum Ohr und zweifachem Klopfen auf die Brust die Nachricht „Das ÖfAFödaBI hat meinen dreitägigen Sauna-Urlaub gefolgt von einer Massage durch zwei Spinnenfrauen genehmigt“ (was die gleiche Bewegung vom rechten Nasenloch aus gewesen wäre), nickte aber trotzdem geistesabwesend.
Der Professor wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, die Frau kam ihm jedoch zuvor.
„Da haben sie schön was angerichtet. Ich schlage vor, sie machen mir erst einmal eine schöne, heiße Tasse Tee.“ Damit ging sie zu dem Stuhl, der am saubersten aussah und deutete Au mit einer eindeutigen Bewegung, ihn auf Hochglanz zu polieren. Angesichts dessen, dass der Stuhl aus rauem, unbehandeltem Holz bestand, sah sich die Haartanerin gezwungen, Polierwachs aus dem Wagen zu holen. Ihr war nicht ganz klar, warum die Frau so viel Wert auf den Glanz legte, aber auch sie war nach dem bisherigen Tag eher etwas Vernunftresistent.
Der Professor hingegen hatte sich immer noch nicht bewegt.
„Ohne Zucker und Milch“, betonte die Fremde. „Und ziehen sie sich etwas an. So kann ich sie noch weniger ernst nehmen, als ich es bereits tue.“
Endlich machte der hagere Mann sich auf und verschwand ebenfalls im Wagen, wo ihm Au zur Seite stand, da ihn die komplizierten Geräte zum Kochen von Wasser und die arkanen Pflanzenblätter vor eine unlösbare Aufgabe gestellt hätten.
Als er wieder herauskam, hatte sich die Frau auf den glänzenden Stuhl gesetzt und seine drei Kollegen vor sich in einer Reihe antreten lassen.
„Ah, endlich.“ Sie winkte ihn heran, nahm ihm die Tasse ab und deutete auf die Reihe. Ergeben gesellte er sich zu den anderen und sah der Fremden zu, wie sie einen vorsichtigen Schluck nahm und anschließend einen Wohllaut von sich gab. „Es gibt einfach nichts besseres, um die Welt ein wenig schöner aussehen zu lassen.“ Für gewöhnlich hätten Worte dieser Art auch eine entspannende Wirkung auf die Umstehenden gehabt, aber die Lautstärke und Härte, mit der sie vorgetragen wurden, schufen eine Spannung, die alles nur noch schlimmer zu machen schienen.
„Das große Grinsen hat mich hierher geschickt, um dafür zu sorgen, dass ihr Versager nicht auffliegt. Ihr könnt mich die Reinemachefrau nennen und solange ich hier bin werdet ihr alles tun, was ich euch sage. Haben das alle verstanden? Ah, ein schrecklicher Tee, aber doch deutlich Tee.“
Alle nickten, auch wenn Fidsters Bewegung weniger heftig ausfiel. Er war zu sehr auf die Tasse fixiert, um den Worten der Frau die volle Aufmerksamkeit schenken zu können. Seit Monaten arbeitete und lebte er in dem Einsatzfahrzeug und er hatte nicht gewusst, dass sie Tee mitführten. Nachdem der Professor noch vor kurzem angedeutet hatte, dass er etwas über ihn wüsste, konnte sich Fidster gut vorstellen, dass er die Blätter bewusst vor ihm verborgen gehalten hatte. Vermutlich war es besser so gewesen, denn wer wusste schon, ob er der Verlockung hätte widerstehen können. Er rieb krampfhaft seine Hände, bis die Reinemachefrau ihn anstarrte. Man konnte nicht direkt sagen, dass sie brüllte, denn die Lautstärke ihrer Stimme hatte sich kaum verändert, aber ihr Gesicht zeigte einen Anflug von Ungeduld.
„Was gibt es da zu starren? Noch nie eine emanzipierte Frau gesehen?“ Fidster konnte gerade noch den Blick zu Cleene verhindern, wusste aber genau, dass sie kochen würde, wenn sie denn wusste, was die Reinemachefrau gemeint hatte.
„Nein, Reinemachefrau, ich meine, doch, Reinemachefrau.“
„Was nun? Hast du oder hast du nicht?“
„Ich habe.“ Er fühlte sich in seine Ausbildung zurückversetzt. Ihr Ausbilder, ein Pylonenwebel, war ihr ähnlich gewesen. Sie hatten ihn gefürchtet aber noch mehr gehasst. Der Mann war nicht groß gewesen, hatte aber ohne weiteres jeden von ihnen von oben herab angeschrien, als wenn er auf einer Leiter stand oder man selbst in einem Loch, um jeden einzelnen von ihnen langsam aber mit jedem Wort ein wenig mehr in den Boden zu versenken. Vermutlich waren er und die Frau vor ihm in dieselbe Brüllschule gegangen oder teilten sich einige Vorfahren, die vor unzähligen Jahren aus den fernen Steppen in dieses Reich eingeritten waren, um ihre Gegner vor allem mit ihrem Gebrüll um den Verstand zu bringen.
Die Reinemachefrau warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu, der ihm eine heilige Angst vor Pferden einjagte, dann nahm sie wieder ihre Arbeit auf. Sie stellte ihre Tasse auf den Stuhl, und schritt die kleine Reihe ihrer Untergebenen ab.
„Als erstes benötige ich einen Holzlöffel, zwei Gramm Salz, eine Handvoll Nudeln und einen gut abgehangenen Lederstreifen.“ Sie deutete auf Au. „Du! Jetzt!“ Es war keine besonders deutliche Anweisung, aber Au war kryptische Befehle des Professors gewöhnt und verstand sofort, was von ihr erwartet wurde. Sie rannte in den Wagen.
„Nun zu euch anderen. Ihr habt ja bereits angefangen, die Überreste einzusammeln. Da bleibt nicht mehr ganz so viel zu tun. Ihr beide besorgt Holz.“ Damit entsandte sie Cleene und Fidster zum nächsten Wäldchen.
„Aber ein Feuer wird doch nur noch mehr Spuren hinterlassen.“
„Hat dich jemand gefragt, Lakai? Nur weil das große Grinsen einen Narren an dir Gefressen hat, bedeutet das noch lange nicht, dass ich auch nur einen Furz auf deine Meinung gebe. Nach allem, was ich gehört habe, würdest du vermutlich die Leichenteile mit einem großen Haufen Exkrement überdecken.“ So wie sie das Wort „Exkrement“ aussprach, klang es, als würde die Axt eines Serienmörders in eine Tür einschlagen und sie aufspalten, während man hoffte, sich auf der anderen Seite gut genug versteckt zu haben.
„Du wirst jetzt weitermachen, wo deine Kollegen aufgehört haben. Schließlich hast du es auch angerichtet.“ Als der Professor zögerte, baute sie sich vor ihm auf, was für jeden nur so lange ein lustiges Bild ergab, bis er begriff, dass er das nächste Ziel der Reinemachefrau sein würde. „Hop! Hooooop!“ brüllte sie dem großen Mann ins Gesicht, der vor der Wucht der Worte und dem ihm entgegenfliegende Speichel ins Hohlkreuz ging.
Au benötigte eine Weile, bis sie die Ingredienzien zusammengesucht hatte. Als sie endlich wieder vor dem Wagen erschien, war der Professor bereits von oben bis unten voller Blut und ein paar veritable Baumstämme waren über dem Haufen abgelegt worden, der die Überbleibsel einer ihrer Volksgenossinen darstellte. Immer noch war sie zu benommen, um vollständig verarbeiten zu können, was der Professor angerichtet hatte. Natürlich konnte sie seine Handlung mit dem rechtfertigen, was er ihnen erzählt hatte. Aber die Seidenbrigade war immer schon das Ziel jedes abenteuerlustigen Kindes gewesen und Au wäre selbst gerne ein Mitglied geworden, auch wenn ihr die Frauen in ihren kurzen Kleidern eine Heidenangst einjagten. Leider hatte sich sehr früh herausgestellt, dass sie nahezu konstant blau war. Und Blau war eine Farbe die immer nur für kurze Zeit verschwand. Selbst Rot wäre besser gewesen, denn mit etwas Selbstbeherrschung gelang es den meisten Roten schwarz zu sein. Aber sie musste ja blau sein.
Aber mochte es sein, wie es war, der Professor hatte eine aus ihrem Volk umgebracht und dies würde ab jetzt immer einen Schatten über alles legen, was sie von ihm dachte.
Es wurde auch nicht besser dadurch, dass er sie alle verraten hatte. Es würde schwer werden, ihm weiterhin respektvoll zu begegnen, selbst wenn ihre blaue Natur ihr kaum eine andere Lebensstrategie erlaubte, als jeden mit Respekt zu behandeln. Sie nahm sich fest vor, daran zu arbeiten und nicht jeden Rückfall gegenüber dem Professor als persönliche Niederlage anzusehen.
Au sah sich um und konnte Cleene und Fidster dabei beobachten, wie jeder von ihnen einen morschen Baumstamm hinter sich herzog. Als sie schließlich ihre Last auf dem Haufen abgelegt hatten, gesellte sich auch der Professor zu ihnen und schüttete einen letzten, nur noch spärlich gefüllten Eimer über das Holz.
Die Reinemachefrau deutete auf eine imaginäre Linie vor sich und in kürzester Zeit standen die vier Pylonisten dort stramm.
„Ihr seid ein erbärmlicher Haufen müder Schnecken. Die erste Klasse einer Sonderschule für hustende Regenwürmer hätte das schneller erledigt. Aber es ist spät und deshalb machen wir einen Viertelstunde Pause. Wegtreten!“
Sie benötigten einen Augenblick, bis sie sich aus der Gebrüll induzierten Starre lösen konnten. Cleene begriff als erste, was die Stunde geschlagen hatte, und rannte in den Wagen, dicht gefolgt von Fidster. Au gelang es gerade noch, dem Professor den Weg abzuschneiden um ihm wenigstens noch einen Lappen hinzuhalten, damit er den gröbsten Schmutz abwischte. Als sich ihre Augen trafen, wich sie nicht aus und merkte, wie ihre Kopfhaut kribbelte. „Ah, Lila“ dachte sie bei sich und musste lächeln.
Ihr Lächeln verging ihr jedoch, sobald sie sah, was die beiden anderen im Inneren des Wagens angerichtet hatten. Allerdings begriff sie schnell, dass Cleene kaum als Verursacherin des Chaos in Frage kam, denn sie saß vor der kleinen Gefriereinheit, die eigentlich dazu gedacht war, die volatilen Energieeinheiten einiger arkaner Apparaturen zu lagern, ihnen aber verbotenerweise auch als Aufbewahrungsort für Wurst, Käse und andere verderbliche Nahrungsmittel diente. Au war sich ziemlich sicher, dass die Verordnung zur Ausstattung Mobiler Einsatzwagen (Kapitel 97 oder 977 aber bestimmt Abschnitt 2, Paragraph 3) regelte, was in der Gefriereinheit gelagert werden durfte, so wie Anweisungen ÖfAFödaBI-PA-122, 293, 615 und 1082 festlegte, was dort nicht hinein gehörte.
Jetzt, nachdem Au, einen Überblick gewonnen hatte, stellte sie fest, dass es eindeutig Fidster war, der alle Klappen, Türen und Schubladen aufgerissen hatte, beziehungsweise immer noch dabei war, und ohne Rücksicht auf Verluste alles durchwühlte.
„Was suchen sie, Herr Fidster?“
Der Angesprochene zögerte, wandte sich ihr aber nicht zu, als er ein „Nichts“ hervorstieß und weiterkramte. Gerade als der Professor ebenfalls dazu stieß, hielt er endlich mit einem zufriedenen Stöhnen inne und presste eine Packung an seine Brust.
„Was habt ihr denn hier angerichtet?“ fragte der Professor vom Türrahmen aus, wobei er unsicherer klang als Au es gewohnt war. Sie drehte sich zu ihm um, hatte aber keine Zeit, ihn wegen der Blutflecken, die er hinterließ, zu schelten, denn mit unerwarteter Energie stürmte er an ihr vorbei und auf Fidster zu, der die Packung aufriss und sich irgendwelche Kräuter oder trockenen Blätter in den Mund schüttete. Erst jetzt erkannte Au, dass es sich um Tee handeln musste. Allerdings verstand sie nicht ganz, warum der Professor so ganz entgegen seinem gewöhnlichen Verhalten den jüngeren Mann Ansprang und zu Boden riss.
„Was tun sie da Herr Professor?“ stellte Au ihre nächste Frage, diesmal jedoch ohne auf eine Antwort zu warten. Sie stürzte sich ihrerseits auf den Professor, nicht ohne jedoch zuvor noch die Topfhandschuhe anzuziehen, um wenigstens ihre Hände sauber zu halten.
In der Zwischenzeit hatte der Professor versucht, Fidster einen Finger in den Mund zu stecken, der allerdings kräftig in den Fremdkörper in seiner Körperöffnung hineingebissen hatten. Der hagere Mann stellte sich als erstaunlich drahtig und gewandt heraus und es gelang dem Wissenschaftler für erstaunliche 3,241 Sekunden die Oberhand zu behalten, bis der Außendienstler mit seiner Kampfausbildung und einer langen Erfahrung im Überleben von Monstern weitaus gefährlicher als irgendeine Laborratte, die Situation umkehren konnte, den Professor in den Schwitzkasten nahm und sich mit der freien Hand weitere Blätter in den Mund steckte. Auf Au achtete er dabei gar nicht. Sie wurde in dem wilden Ringen hin und her geschleudert, bis sie schließlich mit den Armen um die Hüften ihres ehemaligen Chefs hing.
Cleene hatte sich inzwischen umgedreht und betrachtete das Schauspiel amüsiert, während sie weiter auf einem Stück Hartwurst kaute. Es gab so viel zu lernen. Wer hätte gedacht, dass der eloquente Fidster Teesüchtig war? Wer hätte gedacht, dass Au jemals den Professor berühren würde? Und wer hätte gedacht, dass der Professor handgreiflich werden konnte?
Gerade wollte sich Cleene umdrehen, um sich ein großes Stück Käse als Nachtisch zu greifen, als die Reinemachefrau in der Tür erschien. Fidster erstarrte, während sein Gefangener noch einen Moment lang zappelte und Au irgendwelche Verrenkungen machte und dabei Geräusche ausstieß, die in einem anderen Kontext wenig jugendfrei gewesen wären.
Die Frau betrachtete einen Augenblick das Diorama und beugte sich schließlich hinunter, um eine von den Nudeln aufzuheben, die Fidster in seinem Wahn im gesamten Wagen verteilt hatte.
„Ich wusste nicht, dass man das mit einem Gnocchi machen kann“, stöhnte Fidster wenig später, als sie aus dem Wagen getrieben wurden. Cleene nickte benommen. Sie war zwar dem, was sich in dem kleinen Raum ereignet, weitgehend entgangen, konnte jedoch ihre Bewunderung noch nicht abschütteln.
Aus Haar war derzeit pastelltblau, was einen hübschen Gegensatz zu ihren puterroten Gesicht abgab. Nur der Professor grinste, selbst wenn er dabei ein wenig abwesend wirkte. Als Cleene ihn betrachtete korrigierte sie sich jedoch und ersetzte abwesend durch verträumt.
„Ihr seid eine Schande. Das große Grinsen erwartet Disziplin von seinen Lakaien. Was ihr hier zur Schau stellt, ist jedoch nicht einmal eines Kindergartens würdig. Ihr habt es einfach nicht verdient, eine Pause zu machen.“ Damit deutete die Reinemachefrau auf Positionen um den Haufen, die die Pylonisten schuldbewusst einnahmen. Sie selbst nahm die Ingredienzen, die sie zuvor von Au angefordert hatte und führte sie durch ein Ritual, welches zuerst den Haufen in Flammen aufgehen ließ und anschließend dafür sorgte, dass das Feuer kalt und rauchlos brannte. In erstaunlich kurzer Zeit war von dem Holz und der explodierten Haartanerin nur noch ein Brandkreis in der Wiese übrig.
„Ich habe gehört, dass sie einen Zauberstab der endlosen Scheiße besitzen“, wandte sie sich schließlich an den Professor, welcher nur nicken konnte, weil sofort wieder das dämliche Grinsen auf seinem Gesicht erschien.
„Sie sind ein ganz widerlicher Perversling, das wissen sie, oder?“ Der Professor nickte eifrig, obwohl nicht ganz klar war, ob er die Frage tatsächlich verstanden hatte. „Dann holen sie ihn. Dann kann ich mir den Wachstumszauber sparen. Der hätte nur einen unnötigen Schatten auf mein Karma geworfen.“
Wenig später hielt sie den Stab in der Hand, der wie eine lange Wurst geformt war. Dabei gab sie sich keine Mühe, ihre Abscheu zu verberge, was niemanden überraschte und eigentlich keine große Veränderung in ihrem Verhalten darstellte. Die kleine Gruppe hatte sich einige Schritte hinter ihr versammelt, da man nie sicher sein konnte, mit wie viel Wucht, das herbeigerufene Exkrement erschien.
„Die Scheiße wird den Brandfleck verbergen und die Magiesignatur wird dafür sorgen, dass niemand den Höllenbrandzauber entdeckt. Jeder wird denken, ein paar Erstsemester hätten sich einen Spaß gemacht. Ich konnte Erstsemester noch nie ausstehen. Ekliger Haufen tumber Angeber.“
Vom Teerausch benebelt konnte Fidster nur einen Blick in Richtung des Zauberstabs werfen und ein „Ernsthaft?“ hervorbringen, was ein Glück war. Sonst hätte er womöglich eine Bemerkung wie „Dann müssen sie sich am Anfang ihres Studiums aber sehr gehasst haben“ gemacht, die in dem Ton, in dem er solche Sätze von sich gab, selbst bei den gleichmütigsten Magiern nicht gut angekommen wären.
Allerdings hätte er sonst auch nicht „Woah“ gesagt, als der Platz vor der Reinemachefrau innerhalb von Sekunden mit einem großen, braunen Haufen gefüllt wurde. Anscheinend hatte die Magie auch gleich einen Schwarm Fliegen mitgebracht, denn bevor die Pylonisten vom Gestank erreicht wurden, umschwebten sie bereits die Ungeziefer.
„Jetzt brauche ich noch Zugriff auf das Pylonennetzwerk.“ Ohne abzuwarten stampfte sie zurück zum Wagen und der Professor folgte ihr.
„Was für ein schöner Tag“, meldete sich plötzlich Cleene zu Wort. Fidster reagierte nur sehr verzögert auf sie, Au jedoch zog ein Taschentuch heraus, hielt es sich vor Nase und Mund und starrte sie mit großen Augen an.
„Wie können sie so etwas sagen, Frau Cleene?“
„Wieso nicht? Ich habe heute gesehen, wie der Professor eine Frau ermordet, sich als Verräter entpuppt und Fidster verprügelt hat. Gut, das mit dem Verprügeln hat nicht so hervorragend geklappt, aber dafür weiß ich jetzt endlich, dass mein ach so gebildete Partner ein Junkie ist. Außerdem brauchen wir uns nichts mehr vom Professor sagen zu lassen. Von nun an kann er sich nicht mehr als der Boss aufspielen. Und fast hätte ich es vergessen: Wann bekommt man schon mal einen so großen Haufen Scheiße zu Gesicht? Und als Bonus auch noch die ‚Reinemachefrau‘. Was ist denn das für ein Name?“
„Du solltest ihn dir merken. In bestimmten Kreisen habe ich einen Ruf, den sogar das große Grinsen zu fürchten gelernt hat.“ Die stämmige Frau stand nicht hinter Cleene, das wäre zu viel des Klischees gewesen. In ihrer Erheiterung hatte die Pylonisten jedoch den Wagen aus den Augen verloren. Sie begann unkontrolliert zu zittern, als sie die Stimme hörte. Zusätzlich dazu begann sie zu schwitzen. Im Gegensatz zu ihrem Zittern war der plötzlich einsetzende Schweißfluss jedoch vollkommen kontrolliert und gleichmäßig.
„Ich bin hier fertig!“ verkündete die Reinemachefrau, während sie sich vor Cleene aufbaute und sie angrinste. „Um den Schein zu wahren, werden alle genauso weiterarbeiten wie bisher. Ich werde ein paar Beziehungen spielen lassen, damit nicht zu bald eine Untersuchung begonnen wird. Benehmt euch! Ist das klar?“ Mit jedem Wort war ihre Stimme lauter geworden, so dass Cleene meinte, ihre Haare hinter sich wehen zu spüren. Die Reinemachefrau näherte sich dem Pylonen, neben dem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten und drehte sich ein letztes Mal um. „Ich hoffe euch niemals wiederzusehen“, brüllte sie ihnen zu, wobei ihre letzten Worte beinahe von der Raumverzerrung ihres Teleportationszaubers verschluckt wurden.
Das letzte, was sie von ihr sahen, waren die Polierwachsstreifen auf ihrem Rücken.
Verwendete Tropen:
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Abgelehnte Tropen:
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