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1. Kapitel

Der Sturz am Tau während ein kultiger Soundtrack zu hören ist sowie das Befolgen von Befehlen bis hin zum Kritischen Existenzfehler.

 

„Dummes Tau“, fluchte Cleene. Sie fluchte sehr leise, denn sie hing an einem Tau über dem Eingangstor einer Villa. Trotzdem legte sie ihr ganzes Herz in den Fluch, was eine Behauptung eines ihrer Bekannten bestätigte, dass sie nicht in der Lage wäre, vernünftig zu fluchen.

Sie hatte noch nicht ganz begriffen, warum sie hier hing, wusste nur so viel, dass sie das Tau nicht absichtlich um ihre Beine geschlungen hatte. Grundsätzlich wusste sie natürlich schon, warum sie HIER hing. Sie war sich nur nicht sicher, warum sie HING.

Ursprünglich war ihr Plan gewesen, mit einem eleganten Wurf einen Kletterhaken auf die Mauerkrone zu befördern, sich an dem daran hängenden Seil hochzuziehen und sich auf der anderen Seite wieder hinunterzulassen.

Sie hätte ihren Plan spätestens in dem Moment aufgeben sollen, als ihr der Kletterhaken nach dem zweiunddreißigsten Versuch (Sie würde niemals mitzählen. Wer zählte sowas schon?) auf den Fuß gefallen war und sie einen lauten Schrei ausgestoßen hatte – wohlgemerkt ohne einen vernünftigen Fluch. Als sie die Schritte der Wächter gehört hatte, hatte sie aus purer Frustration einen letzten Wurf gewagt und das dumme Eisen hatte endlich gefasst.

Oben hatte sie dann festgestellt, dass jemand die Mauerkrone mit Glassplittern, Stacheldraht und spitzen Eisenstäben versehen hatte. Man konnte nicht abstreiten, dass die Bewohner es ernst meinten.

Daher hatte sie ihren Plan geändert und war mühsam entlang der Mauerkrone auf das Tor zu gekrabbelt. Dank ihres geschickten Ablenkungsmanövers fand sie es unbewacht vor.

Und gerade, als sie sich über den Torbogen schwingen wollte, verhedderte sich ihr dummes Bein in dem dummen Tau und sie verlor das dumme Gleichgewicht.

Während sie langsam auspendelte, versuchte Cleene sich zu orientieren. Bisher war sie nicht entdeckt und wenn es ihr gelang, sich zu befreien, war die Situation noch zu retten. Also griff sie nach dem Gitter des Tors und zog sich heran. Einem Moment lang lauschte sie, ob sich die Schritte der Wächter bereits wieder näherten, konnte aber nur die Musik aus der Villa hören, wo die Hochzeit langsam an Fahrt aufnahm. Sie spielten gerade „Das wird eine verdammt großartige Nacht“ und Cleene konnte sich nur wundern, dass ein Volk, welches so abgeschottet lebte, dass der Hohe Rat sich nicht einmal sicher war, welche Sprache in dieser Stadt gesprochen wurde, die neuesten Hits aus ihrer Heimat kannte.

Während der Fuß in der Schlinge den Rhythmus der Melodie mitwippte, tastete sich Cleene langsam am Gitter hoch, bis ihre Hände den Torknauf zu fassen bekamen. Als sie sich mit der anderen Hand heranziehen wollte, bemerkte sie, dass neben dem Knauf kein Schlüsselloch, sondern eine handbreite Platte angebracht war, auf der sich mehrere runde Erhebungen befanden, die sich hineindrücken ließen. Überrascht warf sie in dem schwachen Licht einen Blick auf die seltsame Vorrichtung. Sie meinte Symbole oder Schriftzeichen auf den Erhebungen erkennen zu können, war sich jedoch nicht sicher, was sie bedeuteten. Aus purer Neugier drückte sie auf eines der Symbole und spürte eine ungemeine Befriedigung, als sie das mechanische Klicken in ihrem Finger spürte. Einen Moment lang zögerte sie und begann dann immer schneller die verschiedenen Symbole zu drücken. Zwischendurch ließ sie ein leises, manisches Kichern hören.

Sie war vollständig in ihrer Tätigkeit versunken, so dass sie drei Ereignisse unterschiedlicher Wichtigkeit nicht registrierte: Zum ersten begannen die Musiker einen weiteren aktuellen Hit zu spielen: „Du musst für dein Recht streiten, ein Gelage zu feiern“. Sie mochte das Stück, wie aber bereits erwähnt, nahm sie keinen einzigen Laut davon wahr. Als nächstes wäre es vermutlich gut gewesen, wenn Cleene ein wenig mehr an ihren Fuß gedacht hätte, der langsam taub wurde. Verglichen mit dem dritten Ereignis, waren die beiden ersten jedoch vollkommen zu vernachlässigen. Denn die zurückgekehrten Wächter sorgten immerhin mit einem erschreckten Schrei dafür, dass die Einbrecherin ihre Aufmerksamkeit endlich von dem Tastenfeld befreien konnte.

Jeder ihrer Freunde hätte Cleene als außerordentlich freundliche, wenn auch etwas zu tiefenentspannte beschrieben. Das erste Problem mit dieser Aussage war jedoch, einen dieser potentiellen Freunde zu finden. Das Zweite war ein wenig schwerwiegender und lief im Großen und Ganzen darauf hinaus, dass es Situationen gab, in denen Cleenes freundliches Gemüt von einigen sadistischen Anflügen überrumpelt wurde.

Daher wollen wir über das, was nach der Rückkehr der Wächter folgte, den Mantel des Schweigens decken, auch wenn in den nächsten Minuten wenig geschwiegen wurde.

 

Stattdessen wenden wir uns dem eigentlichen Grund für Cleenes Einbruchsversuch zu. Er hieß Fidster und stand derzeit im Brautgemach der Villa, vor deren Eingangstor sich so unschöne Szenen abspielten.

Fidster war Cleenes Arbeitskollege beim Öffentlichen Amt zur Förderung der arkanen Bildung und Infrastruktur, oder ÖfAFödaBI, wie es liebevoll von den Beamten im Innendienst bezeichnet wurde. Die Angestellten des Außendienstes bezeichneten die Beamten im Innendienst für gewöhnlich als geistig minderbemittelte Federkielschubser. Wenn es ungewöhnlich wurde, fiel die Bezeichnung weniger freundlich aus. Cleene hatte vor weniger als zwei Stunden einen solchen ungewöhnlichen Moment gehabt, als sie dem Innendienst von Fidsters Entführung berichtet hatte, nur um als Antwort etwas zu erhalten, das man als verbales Schulterzucken ansehen musste.

Davon wusste Fidster glücklicherweise nichts, sonst hätte er noch mehr Grund zur Verzweiflung gehabt. Allerdings waren ihm derzeit alle Gründe schnurzpiepegal.

Gerade waren die Diener damit fertig geworden, ihm sein Brautkleid anzulegen, und hatten daraufhin das Gemach verlassen. Dadurch erhielt er endlich die Gelegenheit, sich in dem großen Silberspiegel zu betrachten und kam sich reichlich lächerlich vor. Im Reich trug der Bräutigam nur selten Kleidung, die mehr als drei Farben zeigte. Bei dem weiten Gewand, dass von Hals bis Fuß seinen ganzen Körper bedeckte und seine Bewegung mit dem weiten Rock beschränkte, hätte er nicht einmal gewusst, wo er mit dem Zählen der Farben hätte beginnen sollen.

Er betastete den Stoff und musste zugeben, dass er das Gefühl nicht unangenehm fand. Seine zukünftigen Schwiegereltern hatten auf jeden Fall nicht gespart, als sie den unfreiwilligen Bräutigam ausstaffiert hatten. Trotzdem konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Er tupfte sie vorsichtig mit einem Tuch ab, wie es ihm der Leibdiener gezeigt hatte. Schließlich wollte er die Schminke nicht verwischen.

Er ertappte sich, wie er fasziniert sein Gesicht mit dem ordentlich getrimmten Bart und den sauber gezogenen Linien um die Augen betrachtete. Der Lidschatten und all das andere Zeug, was sie auf sein Gesicht geschmiert hatten, fühlten sich ungewohnt und schwer an, gaben ihm aber einen vornehmen Anschein, wie er nicht leugnen konnte.

Mit einer schnellen Drehung wandte er sich zur Seite, um den Schwung seines Gewandes zu bewundern. Dabei klingelten der viele Schmuck an Armen, Hals und Füßen ganz zauberhaft und er musste ein wenig lächeln, obwohl immer noch ein paar Tränen seine Augen verlassen wollten. Sie hatten sich alle so viel Mühe gegeben. Selbst seine Hände waren bemalt und er fühlte sich fast schuldig, dass er den Brautsammlern so viele Probleme bereitet hatte. Er hätte sie wirklich nicht beschimpfen sollen. Und dass er den einen tatsächlich mit einem Messer bedroht hatte, war unverzeihlich. Er hätte gerne eine entschuldigende Klage angestimmt, aber anders als alle anderen Mitglieder des Haushaltes besaß er keine gute Singstimme.

Als die Tür aufging warf er sich schnell den Schleier über und drehte sich den beiden Wächtern zu, die gekommen waren, um ihn in den Festsaal zu führen. Zumindest glaubte Fidster dies anfänglich noch, bis der linke Wächter hinter seinem Rücken etwas hervorholte, das wie eine Metallhose aussah. Es dauerte einen Augenblick, bis Fidster begriff, um was es sich dabei handelte, was den beiden Männern genug Zeit gab, ihn an den Armen zu fassen und seinen Rock hochzuschieben. Fidster stieß ein helles „Huch“ aus, hätte sich aber seinem Schicksal ergeben, wenn nicht in diesem Moment sein Schleier verrutscht wäre.

„Ihr müsst vorsichtiger sein. Ihr ruiniert das ganze Ensemble.“ Der Mann, in dessen Hand der Keuschheitsgürtel geräuschvoll aufklappte, ließ ein hässliches Schnaufen hören, dass seine Verachtung für den Bräutigam deutlich zum Ausdruck brachte.

Empört riss Fidster sich los, schob mit beiden Händen den Rock hinunter und stellte sich mit den Händen in den Hüften vor den beiden Männern auf. „Ein wenig mehr Respekt wäre angebracht. Es hat sehr viel Arbeit bereitet, mich so wundervoll herzurichten. Meine Braut wäre bestimmt nicht begeistert, wenn ihr das ruinieren würdet.“ Dann fiel ihm auf, dass sein Schleier immer noch verrutscht war und er widmete sich dem durchsichtigen Stoff.

„Hör mal, Täubchen, wir führen auch nur Befehle aus. Also zier dich nicht und stell dich wieder richtig hin. Damit machst du uns allen das Leben leichter.“ Der andere Mann war ein wenig einfühlsamer als sein Kollege. Er fasste Fidster vorsichtig am Arm und drehte ihn behutsam wieder um.

Er hätte kaum etwas Dümmeres tun können. Da der Bräutigam mit dieser Hand gerade den Rand  des Schleiers hielt, geschah das Unglück und das kostbare Stück Stoff löste sich vom Kopf, zog dabei einige Haarnadeln heraus und ruinierte die Frisur. Einige Strähnen fielen Fidster ins Gesicht und er begann beinahe zu hyperventilieren.

„Jetzt seht euch an, was ihr hier angerichtet habt. Wisst ihr, wie viel Zeit wir brauchen werden, um das wieder hinzubekommen? Seht’s euch an, ihr groben Rüpel.“

Als er sich umdrehte, bekam er von dem Wächter mit der Metallhose prompt einen Schlag in die Magengrube, die ihn nach vorne sacken ließ. Der Schleier fiel aus seiner Hand und die Flüche, die er gerne hinausgebrüllt hätte, verließen seine Lungen als Keuchen.

Es gab jedoch Gründe dafür, dass die Federkielschubser vom ÖfAFödaBI Cleene und Fidster für ihre Erkundungsmission ausgewählt hatten. Einer davon war sicherlich gewesen, dass man sie gerne weit weg von der Hauptstadt wissen wollte. Ein anderer, der in diesem Zusammenhang von größerer Bedeutung war, bestand darin, dass sie beide in der Lage waren, sich selbst zu verteidigen.

Während also Fidster noch nach Luft rang und sein Kopf Halt am starken Unterarm des Wächters fand, versuchte jener erneut, den schwierigen Bräutigam herumzudrehen. Dazu bog er den Oberkörper wieder nach oben und umfasste ihn, bemüht, nicht noch mehr Schaden am Kleid anzurichten.

Fidster verbrachte später ein paar gesellige Abende in Kneipen, bei denen er sich darüber amüsierte, dass Wächter in einer solchen Villa ihre Dolche so leicht zugänglich machten, dass ein benebelter Bräutigam sie ihnen entwenden konnte.

Den ersten Stich platzierte er unterhalb des geschmückten Harnisches. Die Wunde würde den Mann nicht sofort töten, löste aber seinen Griff und Fidster sah mit Genugtuung den verwirrten Gesichtsausdruck.

„Du hast mein Kleid ruiniert“, brüllte er ihm in die Nase, da sie sich gerade vor seinem Mund befand. Er stieß den Wächter von sich fort und stürzte sich auf den zweiten Mann, der gerade noch Zeit hatte, seine Hand zu heben, bevor Fidster dafür sorgte, dass er nie wieder etwas heben können würde. Anschließen beendete er noch schnell, was er beim ersten Wächter begonnen hatte, bevor er sich schnaufend im Zimmer umblickte. Besorgt sah er an sich herunter, stellte aber erleichtert fest, dass sein Kleid unbefleckt war. Welch ein Glück!

Hastig nahm er sich ein Tuch aus der Truhe und wischte sich die Hände sauber, wobei er immer weiter in Richtung des Bettes zurückwich, um dem sich ausbreitenden Blutfleck zu entgehen. Als er sich schließlich gegen die Wand neben dem Bett drücken musste, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig.

Zum ersten warf er theatralisch die Hände in die Luft, als das Blut seinen kostbaren Schuhen immer näher kam, und klagte niemand Bestimmten ein „Warum nur? Warum?“. Gleichzeitig flog die Tür zum Gemach auf und die Brautbegleiter betraten den Raum. Sie sahen Fidster und das Unheil, welches er angerichtet hatte. Verständlicherweise sahen sie den Zeitpunkt für gekommen, dem Bräutigam ein weiteres Mal eine Dosis des Brautzaubers zu verpassen. Fidster, der den Schmerz der Blasrohrpfeile nicht mochte und sich immer noch recht Ehewillig fand, holte noch seine Hände wieder aus der Luft, um sich selbst zu schützen, stieß währenddessen jedoch mit dem linken Fuß gegen einen vorstehenden Fußleistenkopf.

Die Wand, gegen die er lehnte, schwang nach hinten, Fidster verlor den Halt und fiel eine kleine Treppe hinunter. Von dem Pling-Geräusch über sich, das der Pfeil verursachte, als er gegen eine Wand prallte, bekam er dabei nichts mit.

Er rappelte sich auf und rieb sich den schmerzenden Rücke und die Beule am Kopf. Sein Hochzeitsgefühl war mit einem Mal in den Hintergrund getreten. Der Schlag auf den Kopf hatte den Zauber zwar nicht gebrochen, aber ein paar klare Gedanken waren immerhin doch zu ihm vorgedrungen, die da wären:

  1. Ich habe gerade zwei Wächter getötet.
  2. Das hat bisher immer ziemlichen Ärger gegeben.
  3. Diese Kleider sind ja wirklich schön, aber normalerweise trage ich sowas ja eigentlich nicht.
  4. Die schießen auf mich!
  5. Komisch, irgendwie stoße ich immer wieder auf unterirdische Geheimgänge.
  6. Unterirdische Geheimgänge sind zur Flucht da.
  7. Warum nummeriere ich meine Gedanken?
  8. Hoffentlich ist mein Kleid nicht verdorben.

Nach einer kurzen Inspektion, die keinen Schaden an Kleid oder Schmuck offenbart hatte, raffte Fidster was auch immer er an Stoff zu fassen bekam in die Höhe und begann den Gang hinunterzulaufen. Besonders schnell kam er dabei nicht voran, da ihn die Dunkelheit vorsichtig werden ließ. Allerdings war dies auch nicht seine erste Flucht, bei der er nichts sah, weswegen er auch nicht so langsam war, wie seine Verfolger vielleicht vermuten würden.

Bald konnte er über sich eine Melodie hören, die er schließlich als den Sommerhit „Fang endlich mit der Feier an“ von der brivarischen Kehlkopfsängerin Glas-Goch erkannte. Er musste sich also unter dem Ballsaal befinden. Es versetzte ihm einen Stich, als er daran dachte, wie gut er in seinem Brautkleid dort hineingepasst hätte.

Als die ersten Akkorde von „Reha“ erklangen, hörte er hinter sich die Schritte seiner Verfolger. Und während die Band „Rums“ „Weck mich auf, bevor du dich auf den Weg machst“ anstimmte, fand er sich vor einer zweiten Tür wieder, die ihn immerhin lange genug aufhielt, dass er den Fackelschein hinter sich näherkommen sah.

Bisher hatte er Glück gehabt. Sein Kleid war heile geblieben, er hatte keinen Schmuck verloren und das Make-Up hatte er durch häufiges Wegtupfen des Schweißes gerettet. Deshalb war es umso unglücklicher, dass die Tür klemmte und sich erst durch einen letzten Ruck schwungvoll öffnete. Noch unglücklicher war, dass sie zu einem sehr schmalen Pfad führte, der zwischen dem Haus und einem See verlief. Der Superlativ des Unglücks war für Fidster jedoch erreicht, als er schwungvoll durch die Tür in den See plumpste, dabei ein Teil seines Geschmeides am Knauf hängen blieb, eine Rosenranke das Kleid aufriss und der rechte Schuh im Matsch versank. Da machte es fast nichts mehr, dass ihn das nasse Kleid in die Tiefe zog. In diesem Fall war die Tiefe zwar nur etwas über sieben Ellen, aber für jemanden von Fidsters Größe reichte das vollkommen aus.

Irgendein Überlebensinstinkt schaltete jedoch seine Trauer über das ruinierte Kleid lange genug aus, dass er sich letztendlich auf der anderen Seite des Sees im Matsch wiederfand. So verschmiert und dreckig wie er da lag, fiel er in den Strahlen der Blendlaternen nicht auf und seine Verfolger übersahen ihn lange genug, dass er davonkrabbeln konnte.

Fidster war ein wenig orientierungslos, da er das Grundstück noch nie betreten hatte. Aber schließlich fand er den Ausgang. Die Richtung wurde letztendlich von vertrauten Geräuschen vorgegeben. Es waren die Schreie, das Stöhnen und der Klang von Metall, das auf Waffen, Rüstungen und Körper traf. Es gab viele Menschen, die andere zum Schreien bringen konnten. So schrien sie jedoch nur, wenn niemand Cleene bei ihrer Arbeit beobachten konnte.

Als er sie fand, hing sie immer noch kopfüber am Tor, umringt von drei toten Wächtern. Sie achtete jedoch weder auf ihn noch auf das Massaker, welches sie angerichtet hatte. Stattdessen war sie damit beschäftigt, auf irgendetwas, dass er von seiner Seite aus nicht sehen konnte, herumzudrücken.

Er beobachtete sie einen Augenblick, bis er nur noch den Kopf schütteln konnte. Gerade als er sie ansprechen wollte, war jedoch ein lautes „Klick“ vom Tor zu hören und es öffnete sich eine Handbreit.

„Hah! Ich wusste es doch!“

„Ich hatte keine Ahnung, dass du auch Schlösser knacken kannst.“

„Fidster! Ich wollte gerade reinkommen, um dich zu befreien.“

„Sehe ich.“

„Was hast du denn da im Gesicht?“

„Ich bin in den Matsch gefallen.“

„Und ich hatte schon gedacht, du wärst geschminkt.“

„Wie kommst du denn darauf?“ Die Antwort kam etwas zu schnell und die Armbewegung, mit der er sich über das Gesicht fuhr, trug ebenfalls nicht zu seiner Glaubwürdigkeit bei.

„Ach nur so.“ Cleene grinste. „Warst du etwa schon für die Hochzeit zurecht gemacht?“

„Man hat mir keine Wahl gelassen.“

„Das hätte ich ja gerne gesehen. Die haben hier recht aufwändige Klamotten.“

„Ich gebe ja nur ungerne an, aber ich sah phantastisch aus. Ein großartiges Brautkleid und nur der erlesenste Schmuck“, sprudelte es aus Fidster heraus, bevor es ihm gelang, seinen Mund mit beiden Händen zuzuhalten.

„Ah-ja“, war Cleenes einziger Kommentar, wobei ihr Grinsen das Schlimmste für Fidsters Zukunft verhieß.

„Untersteh dich, Cleene“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

Einen Moment lang maßen sie ihre Kraft, indem sie einander in die Augen blickten, bis Fidster nonchalant an der baumelnden Cleene vorbeischritt und ihr einen Schubs gab.

„Ich geh dann schon mal. Du schaffst es doch sicher, dich zu befreien.“

„Du hohlwangige, dumme Karotte“, brüllte sie ihm nach, während sie verzweifelt nach dem Tor griff, um ihren außer Kontrolle geratenen Körper wieder zur Ruhe zu bringen.

„Dummer Fidster!“ schrie sie ihm noch einmal nach, bevor sie zu „dummes Tau!“ zurückkehrte.

Fidster wusste selbst nicht, warum er schließlich doch seiner Arbeitskollegin beistand. Vielleicht lag es immer noch am Einfluss des Kleides. Er mochte kaum an sich herunterschauen, so schrecklich sah es jetzt aus. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass es sich nicht für einen Bräutigam gehörte, jemanden hängen zu lassen. Deswegen war er auch etwas verletzt, als Cleene ihn selbst noch beschimpfte, als sie auf die Pflastersteine aufschlug, sobald das Tau durchtrennt war.

 

Vorgegebene Tropen:

x http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/CultSoundtrack
x http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/MissionImpossibleCableDrop
x http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/JustFollowingOrders
x http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/CriticalExistenceFailure

Published inErstes Buch

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