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17. Kapitel

Fischen, die Reize von Vampirköniginnen und neue Freunde treffen, auch dort, wo es weh tut.

 

„Kann mir noch mal jemand erklären, warum wir das hier machen?“ Die anderen konnten Fidsters Worte verstehen, auch wenn sie sehr gedämpft bei ihnen ankamen. Das lag zum einen daran, dass er die Worte aus zusammengepressten Zähnen hervordrückte, zum anderen daran, dass sie hinter ihm in einer engen Röhre steckten und nur mühsam nach vorne robben konnten.

Fidster hatte den Kürzeren gezogen, weswegen er als erster hineinrobben durfte. Er hatte zwar argumentiert, dass Au als kleinste von ihnen am leichtesten durch die Gänge gelangen würde und damit die bessere Vorhut abgegeben hätte, war aber durch das Strohhalmorakel überstimmt worden.

Er war bereits in zu vielen Kämpfen gewesen, um ihn schlicht der Feigheit bezichtigen zu können. Trotzdem hing er an seinem Leben und hätte daher gerne jemand anderen eventuelle Fallen auslösen lassen. Darüber hinaus hatte er das Gefühl, dass er als stämmigster ihrer Gruppe dazu verwendet wurde, die Wände mit seiner Kleidung zu säubern und einen Pfropfen nach vorne zu bilden, der den übelsten Gestank davon abhalten sollte, an die feinen Nasen seiner Kollegen zu gelangen. Seine Stimmung war noch nicht auf dem Tiefpunkt, aber kurz davor, was vor allem dadurch bewiesen wurde, dass sein internes Barometer durch Aus Antwort auf seine rhetorische Frage weiter sank.

„Weil das große Grinsen behauptet hat, dass sie stärker wird, wenn Frau Cleene stärker wird und Frau Cleene daher ihre Eltern befragen will, ob sie etwas über diese magische Verbindung wissen und wie man sie vielleicht trennen kann. Aber wie konnten sie das vergessen?“

Fidster war kurz am Überlegen, ob er der Haartanerin tatsächlich eine Antwort schuldig war, entschied sich des lieben Friedens willen aber dafür, zu schweigen.

Plötzlich stieß er einen Schrei aus, der ihn kurzfristig aus seiner schlechten Laune riss. Da er seine Nachtsichtbrille trug, kam das Ende des Kriechgangs nicht überraschend. Was ihn überraschte und weswegen er den Schrei ausstieß, war, dass er plötzlich den Halt verlor, weil die Wände mit einem Mal glatt waren und er nach vorne rutschte, ohne den Sturz abfangen zu können.

Er schlug unsanft auf dem Boden auf, der glücklicherweise nur einen großen Halbling unterhalb des Ausgangs lag (oder vielleicht einen kleinen Zwerg – die Abteilung für Größenbestimmung des ÖfAFödaBI kannte beide Maßeinheiten, der Unterschied war jedoch marginal und Fidster sah keinen Sinn darin, genau nachzumessen). Ein weiteres Glück war es, dass er nicht weiter nach vorne rollte, und ihm somit das Schicksal erspart blieb, in einer Teergrube schwimmen zu müssen. Pech hingegen war, dass seine Kollegen einer nach dem anderen ebenfalls den Halt verloren und auf ihm landeten, dankbar für seine Anwesenheit, weil er sie ebenfalls vor einem unfreiwilligen Bad rettete.

Das Erste, was er wieder mitbekam, nachdem sich das Knäul über ihm wieder entheddert hatte, war, dass der Teerteich vor seiner Nase gerade eine Blase produzierte, die in unabsehbarer Zeit aufplatzen würde. Als nächstes registrierte er, wie sich seine Kollegen in einer Reihe aufstellten und Cleene sogar die Keule in die Hand nahm, die sie auf dem Weg hierher einem Wächter abgenommen hatten. Ihre Schwerter waren vermutlich inzwischen an der Oberfläche an irgendeinen Pylonisten verkauft worden, der Ersatz für sein eigenes Schwert suchte, um keinen Bericht an das ÖfAFödaBI schreiben zu müssen.

Als letztes fielen ihm die anderen Leute auf, die sich in der Höhle befanden. Offensichtlich hatten sie einen Weg gefunden, der ihnen einen etwas würdigeren Eintritt erlaubt hatte, standen aber trotzdem genauso überrascht da, wie Fidsters Kollegen. Er rappelte sich auf und gesellte sich zu seinen Mitstreitern. Wie Cleene schlang er sich seinen Meißel auf den Rücken und zog den Knüppel, selbst wenn ihm nicht ganz wohl dabei war, auf diesem engen Raum mit einer Hiebwaffe kämpfen zu müssen.

„Was wollt ihr hier?“ fragte die Frau, die anscheinend die Anführerin der Gruppe war. Sie war kräftig gebaut, wenn auch schlank. Ihr graues Haar war militärisch kurzgeschnitten und auch sie hielt eine Keule in der Hand. Die anderen drei waren durchweg Männer unterschiedlicher Statur, alle ausgestattet mit Keulen und einigen anderen Utensilien, von denen besonders das Gerät ins Auge stieß, das der kleine Dicke unter dem Arm hielt. Es hatte entfernt Verwandtschaft mit dem Teil, welches der Professor festhielt.

„Das selbe könnten wir euch fragen“, antwortete der Professor mit einem Blick auf den Dicken, der daraufhin mit einem schmutzigen Ärmel nervös über seine Brille wischte und sie dabei fast von seiner Nase schubste.

„Das geht euch gar nichts an.“ Die Antwort kam vielleicht heftiger, als es beabsichtigt war, aber die Männer um die Frau nahmen ihren Ton zum Anlass, Kampfpositionen einzunehmen. Dies wiederum hatte natürlich zur Folge, dass Cleene und Fidster ihrerseits in Verteidigungsstellung gingen.

„Wir würden es sehr begrüßen, wenn wir für einen Augenblick diese Höhle für uns haben könnten, danach werden wir von dannen ziehen und unsere Wege brauchen sich nie wieder zu kreuzen. Ein Kampf ist nicht notwendig“, versuchte der Professor zu beschwichtigen.

„Und wer sagt, dass wir nicht gerade auf einen Kampf aus sind, ihr Penner?“ sprang einer der athletischeren Männer nach vorne, bevor seine Anführerin eine Antwort hätte geben können. Irgendeine Antwort. Jede Antwort wäre besser gewesen. Schön, vielleicht nicht jede, aber es hätte viele gegeben. Vielleicht der überwiegende Teil. Auf jeden Fall eine Menge. Einige, die man subjektiv für besser gehalten hätte, wären sicherlich objektiv missverständlich gewesen; oder auch nur komplett unverständlich. Zum Beispiel wäre ein Satz wie „Ich hatte heute Morgen drei Eier zum Frühstück“ sicherlich auf Unverständnis gestoßen. Böswillige Menschen wären vielleicht sogar auf den Gedanken verfallen, dass sie nicht ernst genommen wurden, aber er wäre immer noch besser gewesen, als diese Kampfansage. Verständlicherweise überraschte es niemanden, als die Frau ihre Hand vor die Stirn schlug. Glücklicherweise waren alle in diesem Moment so angespannt, dass niemand auf den Gedanken kam, es als Angriffssignal zu interpretieren. Stattdessen trat Au vor, deren Haar in einem überraschendem Grün glänzte. Überraschend war es vor allem, weil keiner wusste, was diese Farbe zu bedeuten hatte.

„Entschuldigen sie. Sind sie nur dumm, oder tatsächlich lebensmüde?“

Der Mann grinste gehässig und stellte sich breitbeinig vor die kleine Au hin. Er überragte sie um mindestens einen Kopf und seine Oberarme waren jeweils dicker als Aus Taille. „Sie schicken ihre Maus vor. Was kommt als nächstes? Gedichte Aufsagen?“

Als Aus Fuß zwischen seinen Beinen landete, fand die Hand der Anführerin erneut ihre Augen, nur dass sie diesmal auch den Kopf schüttelte. Sie und Cleene waren die einzigen in der kleinen Höhle, die nicht den Tanz aufführten, der bei allen Völkern bekannt war, deren maskulinen Mitglieder über exponierte Geschlechtsorgane verfügten. Er bestand im Wesentlichen aus dem rituellen Verziehen des Gesichts in Nachahmung der Schmerzen, die man bei seinem leidenden Geschlechtsgenossen annahm, gefolgt von einem leichten Vorbeugen des Oberkörpers, dem Zusammenführen der Knie und dem Griff zwischen die Beine. Die Ausführung mochte leicht variieren, aber man konnte behaupten, dass es eine heilige Pflicht aller männlichen Wesen dieser Völker war, ihr Mitgefühl auf eine solche Weise kundzutun.

Seltsamerweise hatte Aus aggressiver  und überraschender (wegen der Haare s.o.) Auftritt eine besänftigende Wirkung auf alle Anwesenden, selbst wenn Cleenes Applaus provozierend hätte sein müssen. Noch bevor die Haartanerin in ihrer Reihe zurückgekehrt war, hatte der Professor seine Kurzversion des Rituals beendet und blickte seiner Gegenüber wieder in die Augen, während einer ihrer Gefolgsleute den rot angelaufenen, jammernden Krieger zu einem Stein geleitete, wo er sich ausruhen konnte.

„Wir können natürlich auch gemeinsam suchen. Ich vermute, sie wollen auch mit einem Toten sprechen?“ Der Professor warf einen vielsagenden Blick auf das Gerät unter dem Arm des Dicken.

„Nicht freiwillig. Aber leider hat mein Techniker seine kleine Maschine bei einer der Wachen der Hurenkönigin ausprobiert. Natürlich vollkommen unbeabsichtigt und ohne zu wissen, welche Auswirkung es auf sie haben könnte. Woher hätte er auch wissen können, dass sie eine Vampirin war. Eine solche Annahme ist in dieser Stadt ja auch vollkommen abwegig.“

„Dann sind die Gerüchte also war?“

„Welche Gerüchte? Dass viele der Huren da oben“, sie deutete mit einem Finger dorthin, wo sich vermutlich ein Ausläufer Morigartens befand, „Blutsaugerinnen sind?“

„Eigentlich meinte ich die Gerüchte über die Hurenkönigin. Aber auch ich hielt das immer eher für eine unfaire Beschreibung des Handelsgeschicks der Damen der Nacht.“

„Den Fehler haben leider sehr viele bereits gemacht“, sie warf dem Dicken einen bösen Blick zu. „Aber für gewöhnlich sind die Professionelle recht vernünftig und geben den Freiern die Wahl, in welcher Währung sie bezahlen möchten. Kunden zu töten ist ihnen ausdrücklich verboten, weil es schlecht fürs Geschäft wäre. Auch in seinem Fall bestand wohl kein Grund zu Gewalttätigkeiten und dass er vom Bett fiel und dabei sein Spielzeug aktivierte, ist eher seiner Ungeschicklichkeit als irgendeiner Böswilligkeit zuzuschreiben. Das ist vermutlich auch der einzige Grund, warum wir noch am Leben sind. Denn die Hurenkönigin hat uns noch am selben Abend hier herunter bringen lassen. Keine angenehme Erfahrung, kann ich ihnen sagen. Sie scheint aber eine verständige Frau zu sein und nachdem sie erfahren hatte, dass Dicki hier einen Psychotronen Neo-Pseudopsychopomp zusammengebastelt hatte, fand sie tatsächlich eine Verwendung für uns, die nicht nur daraus bestand, uns zu ihrem nächsten Banquette zu machen.“

„Da haben sie aber Glück gehabt. Aber warum ist sie nicht selbst heruntergekommen?“

Die Frau zuckte mit den Schultern: „Dieser Teil der Nekropole gehört dem Nekropopen und der Zutritt ist ihr strengstens verboten. Behauptet sie zumindest. Ich persönlich gehe eher davon aus, dass weder sie noch irgendein Mitglied ihres Hofstaats Lust verspürt hat, sich diesem Gestank auszusetzen.“ Wie zur Bestätigung rümpfte sie die Nase.

„Und was machen sie hier?“

„Familienbesuch“, antwortete der Professor mit einem Kopfzucken in Richtung Cleenes. „Wir müssen mit ihren Eltern sprechen, um etwas über ihre Familie zu erfahren.“

„Ähnliches bei uns. Die Königin will ein paar Antworten von ihrer Tochter, die sich anscheinend geweigert hat, ihre Form des ewigen Lebens anzunehmen.“

„Und woher wissen sie, wen sie suchen?“

„Angeblich trägt sie einen Ring mit einem blauen Stein. Das ist zwar ein recht maues Erkennungsmerkmal, besonders wenn man bedenkt, dass alles, was wir rausziehen, schwarz sein wird und wir eventuell auch nur die Einzelteile finden, aber in Anbetracht der Alternative sind wir auch zu Puzzlespielen bereit. Es ist ja nicht so, als hätten wir etwas Besseres zu tun. Und selbst?“

„Wir gehen davon aus, dass meine Kollegin ihre Eltern erkennen wird. Wenn nicht, müssen wir jede Leiche, die wir rausgefischt haben, befragen.“

„Immer eine Möglichkeit, auch wenn ich hoffe, dass weder sie noch wir soweit gehen werden müssen. Wo wollen sie anfangen?“

„Wir stehen ja bereits jeweils auf einer Seite des Teichs.“ Die Frau nickte und sie riefen ihre Teams zusammen.

 

Vier Stunden später roch der Raum noch strenger, alle waren erschöpft und der Platz, der ihnen zur Verfügung stand, hatte merklich abgenommen. Es war eine mühsame Arbeit. Cleene und Fidster hatten ihre Teleskopstäbe zusammengebunden, um ihnen zusätzliche Stabilität zu geben. Der stumpfe Haken, den sie am Ende befestigt hatten, blieb oft genug an etwas hängen, rutschte aber fast genauso oft wieder ab. Es entwickelte sich bald zum beliebten Zeitvertreib, Wetten darauf abzuschließen, ob jemand einen Körper oder nur einen einzelnen Teil hochziehen würde. Aus purer Langeweile begannen sie sogar, Geld darauf zu setzen, und der Dicke machte einen guten Schnitt. Meist war es Allerdings ein Schuh, oft noch mit dem dazugehörigen Fuß darin, so dass sie bereits nach einer halben Stunde dazu übergegangen waren, einen eigenen Haufen für diese Art des Fangs anzuhäufen.

In den Pausen waren bald die ersten Unterhaltungen zwischen den Gruppen aufgekommen. Was hätte auch näher gelegen? Mit ihren Kollegen gluckten sie schließlich beständig zusammen.

„Und wie war sie?“ Fragte Fidster bei einem seiner ersten Gespräche mit dem Dicken, der sich als Myoelny vorgestellt hatte.

„Wie war wer?“

„Na die Hurenkönigin? Es heißt immer, sie sei ausgesprochen attraktiv.“

Myoelny druckste ein wenig herum, bevor er seine Antwort herausstammelte. „Naja … ich kann es nicht genau sagen … attraktiv … ja, war sie wohl. Weiß nicht.“

„Ich dachte, ihr habt sie gesehen?“

Der dritte Mann der anderen Gruppe, der sich bisher durch keine Dummheit ausgezeichnet hatte gesellte sich in diesem Moment zu ihnen und stützt sich auf Myoelnys Schulter. „Dicki war etwas abgelenkt, als wir vor ihr standen, nicht war, Dicki?“

Myoelny wurde puterrot und versuchte den anderen von seinen Schultern abzuschütteln, erwiderte jedoch nichts.

„Lass ihn“, kommandierte die Anführerin und kam ebenfalls zu ihrem kleinen Kreis. Entgegen ihren strengen Worten, zeigte ihr Gesicht jedoch ein verschmitztes Lächeln. „Was Duranda andeuten wollte, ist, dass man sich leicht von bestimmten Reizen der Königin ablenken lassen kann, wenn man dafür empfänglich ist.“

„Das ist nicht fair, Calli.“

„Ach komm, Myoelny. Wir sind nur in diesem Schlamassel, weil du bei Frauen nie weiter kuckst als über deine Augenhöhe.“

Erneut erwiderte der kleine Mann nichts, grummelte aber etwas Unverständliches.

„Du musst schon zugeben, dass sie in diesen Belangen ziemlich beeindruckend war.“

„Ich muss gar nichts. Aber ich stelle fest, dass für ein paar Affen mit einem Blutfluss, der dazu neigt, den Unterleib zu bevorzugen, ihr euch noch recht wacker gehalten habt. Ich hatte schon befürchtet, ihr würdet euch einfach mit Händen voraus auf alles stürzen, dass auch nur einen Finger breit vorstand. Aber ja, sie ist bemerkenswert ausgestattet, genauso wie ihre Untergebenen.“

„Sucht sie die Frauen danach aus?“ fragte Fidster und beobachtete die beiden Männer, wie sie sich hilfesuchend zu ihrer Chefin umsahen.

„Ich glaube, das ist ein Nebeneffekt der Verwandlung. Ich habe einmal gehört, dass es junge Mädchen geben soll, die sich nur aus diesem Grund ihr unterwerfen. Wie albern!“ schloss sie mit der Vehemenz einer Frau, die von ihren Untergebenen wusste, dass sie ganz und gar nicht ihre Meinung teilten.

Sobald sie wieder außer Hörweite war, flüsterte Myoelny Fidster vertraulich zu: „Wir glauben, dass sie neidisch ist. Denn natürlich ist es immer besser, wenn sie groß sind“, womit der Zeitpunkt für Fidster gekommen war festzustellen, dass er den Dicken und seine Freunde für Perverslinge hielt und ihre Chefin bedauerte, auch wenn sie vermutlich gut eingespielt waren.

 

Schließlich war es Duranda, der den ersten Fang des Tages machte. Cleene erkannte ihre Mutter an ihrem hohlwangigem Gesicht und ihrem starren Blick. Wie die meisten Körper, die sie herausgeholt hatten, fehlten auch diesem einige Anhängsel, wie zum Beispiel die Nase, ein Auge, einige Zähne, der linke Fuß, zwei Finger an jeder Hand und eine Kniescheibe. Dafür hatten sich ihre Haare erstaunlich gut in ihrem Dutt erhalten, der sich bei einer vorsichtigen Berührung eher wie ein Stein anfühlte.

„Ich habe nie herausbekommen, womit sie ihn so fest bekommen hat, aber ich habe sie auch nie ohne ihn gesehen. Selbst als sie am Krepieren war hat sie lieber ein Loch in ihre Matte gesägt als ihn zu öffnen. Vermutlich ist er schon versteinert, als sie noch gelebt hat.“ Cleene hatte Aus Verwirrung bemerkt und hatte ihr nur zu gerne eine Erklärung geliefert.

„Und was jetzt, Prof?“ Bei der erneuten Verstümmelung seines Namens wäre der Professor gerne zusammengezuckt, war aber zu erschöpft, um die Mühe auf sich zu nehmen.

„Jetzt suchen wir uns einen stillen Ort abseits unserer Anglergenossen und befragen sie.“

Sie sahen sich um und als einziger Rückzugsort bot sich der Gang an, durch den die anderen zur Kammer gekommen waren. Also hoben sie die triefende, schmierige, gummiartige Leiche auf und verließen den Raum.

„Wie hieß sie?“

„Groose, wie mein Schwester?“

„Kann es sein, Frau Cleene, dass ihre Eltern etwas eingeschränkt in ihrer Namensfantasie waren?“

„Du hast ja keine Ahnung, Au. Das Schlimmste ist, dass sie mich zur Tochter meines Vaters gemacht haben und meine Schwester zur Tochter meiner Mutter.“

„Hätte sonst vielleicht zu Verwirrung geführt, wenn sie es umgekehrt gemacht hätten.“

„Quatsch. Dann hätte man uns wenigstens bei Familientreffen auseinanderhalten können. Sie wollten nur beide ihre Familientraditionen weitermachen. Meine Mutter hieß schon Groose gurr Groose, und mein Vater … naja. Er war wenigsten ein Junge. Ich hatte einfach nur dummes Pech.“ Cleene sprach ihre Worte mit so viel Niedergeschlagenheit aus, dass Fidster nicht widerstehen konnte.

„Ich stimme dir nur selten zu, Cleene, aber ja, du hast definitiv den kürzesten Strohhalm unter denjenigen gezogen, die kurze Strohhalme bei ihren Namen gezogen haben. Man könnte behaupten, für dich hätte es noch einmal eine Sonderziehung gegeben. Der ultimative Verlierer in der Namenslotterie. Du bist das achte Weltwunder unter den Namensloosern. Gegen dich sind der Junge mit dem Namen Sue und die unglückliche Claire aus der Grube-Familie Gesegnete unter denjenigen, deren Namen Unglück verheißen. Sie sind die Blinden unter den Einäugigen, während dir der Kopf fehlt.“ Fidster holte Luft. Wurde aber am Weitersprechen gehindert.

„Ist jetzt genug? Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst. Dein Name ist zwar lächerlich, aber bist du nicht von allen geärgert worden.“

Fidster grinste, weil es von ihm erwartet wurde. Tatsächlich hatte er eine sehr genaue Vorstellung davon, wie man sich mit einem Namen wie Cleenes fühlte, er würde es aber niemals zugeben. Stattdessen zuckte er kurz mit den Schultern und wandte sich dem zu, was der Professor gerade tat.

Durch die Begegnung mit der anderen Gruppe wussten sie, dass sein seltsames Gerät ein Psychotronen Neo-Pseudopsychopomp war. Außerdem bedeutete der Bericht der Anführerin, dass der PNP einen Vampir töten konnte. Bei seinem Besuch der Relaisstation hatte Fidster darüber hinaus erfahren, dass der Professor der Erfinder dieser Dings war, das attraktive Ärztinnen in ihrer Freizeit nachbauten. Was es genau tat, wussten sie jedoch immer noch nicht, außer, dass es offensichtlich zur Kommunikation mit Toten diente, sonst hätte es in diesem Zusammenhang kaum eine Rolle gespielt. Warum dies allerdings für einen Vampir gefährlich werden konnte, würde sich vermutlich erst offenbaren, wenn sie das Gerät in Aktion sahen.

„Ich möchte euch bitten, mindestens fünf Schritte Abstand von der Leiche zu halten und am besten hinter mir zu bleiben. Ich habe noch keine empirischen Studien durchgeführt, um den Effekt des Psychotronen Neo-Pseudopsychopomps auf lebende Wesen genau beschreiben zu können. Ich habe mir jedoch viele Gedanken bei seiner Benennung gemacht und bin mir ziemlich sicher, dass sie zutreffend ist. Ihr könnt euch selber ausmalen, was es für euch bedeuten könnte, wenn ihr von ihm getroffen werdet.“

„Ehrlich gesagt, Prof, kann ich es mir nicht wirklich vorstellen. Ich meine, ich weiß natürlich was Psychotronen sind. Neo, Pseudo und Psychopomp kann ich alle erklären, aber kombiniert ergeben sie für mich keinen Sinn.“

„Mir ist reichlich egal, was die Dingsda bedeuten, ich muss nur mit meiner Mutter sprechen.“

„Das werden wir auch, Cleene. Die Art und Weise, wie der Psychotronen Neo-Pseudopsychopomp funktioniert, erlaubt jedoch seine Anwendung nur ein einziges Mal auf eine Leiche. Wir sollten also sehr sicher sein, was wir fragen wollen.“

„Ist doch klar. Ich will wissen, was mich mit meiner Schwester verbindet. Warum wird sie stärker, wenn ich stärker werde?“

„Gut. Und keine Sentimentalitäten.“ Cleene blickte ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

 

 

Verwendete Tropen:

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Abgelehnte Tropen:

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Published inErstes Buch

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